Über das Projekt Mind-Spring:
Wer wir sind, was wir tun
und woher wir kommen.
Das Projekt: Beteiligte und Ziele
Mind-Spring hat von Anfang an seine Wurzeln in mehreren Landkreisen. Mehr zur Geschichte findest du unten. Deshalb gründet auf einer Kooperation zwischen drei Akteur*innen:
dem Amt für Migration und Integration des Landkreises Böblingen
dem Gesundheitsamt des Enzkreises, das auch für den Stadtkreis Pforzheim zuständig ist
dem Amt für Integration und Versorgung des Ostalbkreises.
Diese drei Projekt-Landkreise sind gefördert durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes Baden-Württemberg und die Stiftung für Gesundheitliche Prävention Baden-Württemberg. Mehr zu der Förderung unten.
Die Kreisübergreifende Koordinationsstelle ist für das Gesamtprojekt verantwortlich und mit einer 95%-Fachstelle im Gesundheitsamt Enzkreis angesiedelt.
In jedem Mind-Spring-Landkreis gibt es 1-2 lokale Koordinator*innen (unabhängig vom Förderstatus). Alle gemeinsam verfolgen dieselben Projektziele.
Die Landkreis-Koordinator*innen
…organisieren Mind-Spring Ort, indem sie
mit ihren Trainer*innen und Co-Trainer*innen arbeiten:
Kandidat*innen zur Ausbildung einladen
Trainer*innen und Co-Trainer*innen für Kurse einsetzen
Abschlussgespräche führen, Treffen organisieren und Kontakt haltenGeflüchtete und Migrant*innen in ihren Lebenswelten erreichen:
in Kooperation mit lokalen Akteur*innen: z.B. Integrationsmanagement, Sprachschulen, Beratungsstellen, Sozialarbeit, migrantische Organisationen.
Informationsveranstaltungen: oft mit Trainer*innen direkt in KurssprachenKurse starten:
in für Teilnehmende gut erreichbaren Räumen:
z.B. in Sprachschulen, Stadtteiltreffs, Familienzentren, Kulturvereinen, Kirchen&Moscheen.
Mehr Infos zum Kurskonzept findest du hier.Supervision bereitstellen:
wer als Trainer*in oder Co-Trainer*in arbeitet, soll einmal im Quartal an einer Gruppensupervision bei einer externen Fachperson teilnehmen.
Dieses Angebot ist kostenfrei und wird über die beteiligten Landkreise bereitgestellt.Feedback geben und sich einbringen:
durch Dokumentation der Abschlussgespräche und (anonyme) Statistiken
bei den Netzwerktreffen der Community of Practice
in der direkten Unterstützung zwischen Landkreisen
Die Kreisübergreifende Koordinationsstelle
… organisiert das Gesamtprojekt:
Landkreise unterstützen:
zu Inhalten, Organisation und Fachfragen beraten
Trainer*innen und Co-Trainer*innen schulen
Netzwerktreffen veranstaltenMind-Spring weiterführen:
Programmqualität und -adhärenz sichern
Standards erarbeiten und implementieren
Inhalte, Methoden, Materialien weiterentwickelnErweitern und verstetigen:
interessierte Landkreise beraten
Austausch mit Forschung, Fachwelt, Mind-Spring im Ausland
Öffentlichkeits- und Netzwerk-Arbeit
Verstetigung z.B. als Präventionsprogramm erreichenDas Projekt verwalten:
Finanzen, Controlling, Berichte, Steuerungsgruppen.
Unsere Projektziele
…unterteilen wir nach dem Wirkungslogik-Framework von Phineo in:
Outputs - Ergebnisse:
Wir führen Kurse in den drei Projekt-Landkreisen durch
Wir schulen mindestens 1x pro Jahr Trainer*innen und Co-Trainer*innen
Wir sichern unsere Programmqualität:
durch Abschlussgespräche, Evaluationen und SupervisionWir vernetzen uns in Steuerungsgremien, Netzwerktreffen und internationalen Treffen
Wir schaffen eine Verstetigung z.B. als Präventionsangebot
Outcomes - Wirkungen für Geflüchtete und Migrant*innen:
Wir stärken die Selbstwirksamkeit und verbessern das Wohlbefinden
Wir erhöhen die psychosoziale Gesundheitskompetenz
Wir vermitteln Techniken zu Stressabbau und Selbstregulation
Wir schaffen Räume für Gruppenerfahrungen: Solidarität und (achtsame) Differenz
Wir normalisieren ‘Mental Health’-Themen im transkulturellen Kontext
Wir bieten bei Bedarf Orientierung und Weitervermittlung ins Hilfesystem
Outcomes - Veränderungen der Lebenslagen:
Prävention psychischer Erkrankungen und Stärkung der Gesundheit
Netzwerkeffekte: Wirkung in Familiensysteme und Communities
Empowerment von Teilnehmenden und Trainer*innen
Für Co-Trainer*innen und Koordinator*innen:
Vertiefung von Wissen und professioneller Haltung zu Themen wie Empowerment, Gesundheitsförderung&Prävention, Transkulturalität
Impacts in die Gesellschaft - 'Migration & Mental Health’ zukunftsfähig begegnen:
in Lebenswelten, auf vielen Sprachen
präventiv und salutogenetisch
agil, flexibel, resilient
über Sektoren- und Strukturgrenzen hinweg
partizipativ für und mit Migrant*innen
Die Förderung:
Mind-Spring ist ein Projekt im Zwischenraum von Mental Health & Migration: mit gesundheits-fördernden Inhalten und für eine Zielgruppe mit besonderem Bedarf.
Deshalb werden wir durch zwei große Akteur*innen in diesem Feld unterstützt: durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes Baden-Württemberg und die Stiftung für Gesundheitliche Prävention Baden-Württemberg mit Mitteln der gesetzlichen Krankenversicherungen (§20a SGB V).
Unsere Geschichte
1999: Die Anfänge in Sierra Leone
Der niederländische Psychotherapeut Paul Sterk arbeitet für eine NGO in Flüchtlingscamps in Sierra Leone. Dabei stellt er fest, dass der Bedarf nach psycho-sozialen Angeboten zu groß für die wenigen Fachkräfte war. Außerdem fehlt für seine Arbeit eine wichtige Voraussetzung: Ohne gemeinsame Sprache können die Menschen (trotz Dolmetscher*innen) ihre Sorgen und Hoffnungen weniger gut ausdrücken.
Diese Erfahrungen motivieren Paul Sterk zu der Entwicklung eines Peer-Programms namens Mind-Spring. Er startet die ersten Gruppen direkt in den Flüchtlingscamps.
ab 2002: Verbreitung in Nordeuropa
Zusammen mit weiteren Mitstreiter*innen beginnt Paul Sterk damit, Mind-Spring für Schutzsuchende in niederländischen Asylzentren zu implementieren. Mittlerweile ist das Programm dort fester präventiver Bestandteil der psycho-sozialen Versorgung durch die NGO ARQ.
2010 starten die ersten Mind-Spring Gruppen in Belgien über die CAW, einem landesweiten Zusammenschluss freier Träger. In Dänemark beginnt im selben Jahr eine erfolgreiche Testphase, nach der das Danish Refugee Council als international erfahrene NGO das Programm Mind-Spring umsetzt.
Es gibt mittlerweile Gruppen in den Niederlanden (seit 2002), Dänemark und Belgien (seit 2010). Kolleg*innen in Schweden, Island, Finnland und Großbritannien bauen aktuell (2022/23) Mind-Spring in ihren Ländern auf.
2017-2019: Mind-Spring kommt nach Deutschland
Die Lage in Syrien, Afghanistan, Irak und Somalia zwingt Hunderttausende Menschen zur Flucht. Auch in Deutschland kommen viele Schutzsuchende neu an. Dabei fällt im Gesundheitsamt Enzkreis Ärztin Dr. Janine Benson-Martin ein ungedeckter Bedarf auf: die meisten Geflüchteten finden nach ihrer Ankunft kaum niederschwellige Unterstützung für ihre psycho-soziale Gesundheit. Denn es gibt zwar Therapieplätze für Menschen mit großem Hilfebedarf, aber keine präventiven Angebote für die gesamte Zielgruppe.
Nach einer lokalen Bedarfsanalyse und dem Vergleich verschiedener Programme wird klar: Mind-Spring ist schnell einsetzbar, nutzt bekannte Prinzipien und wirksame Methoden, hat sich im Ausland bewährt und ist für den deutschen Kontext anpassbar. Die Entscheidung fällt, das Programm nach Deutschland zu holen.
2017 startet Dr. Benson-Martin Mind-Spring Deutschland zusammen mit Cristina Visiers Würth vom Landratsamt Böblingen. Das niederländische Manual wird ins Deutsche übersetzt. Paul Sterk schult die ersten Ausbilder*innen, Trainer*innen und Co-Trainer*innen persönlich.
2018-2020: Die Pilotphase
Mit freundlicher Unterstützung der Krankenkasse AOK startet 2018 ein Pilotprojekt im Enzkreis. Die ersten Gruppen auf Arabisch und Farsi bringen Erkenntnisse, die auch wissenschaftlich erforscht werden.
Im Landkreis Böblingen findet 2019 ein Internationaler Fachtag (PDF) statt, an dem sich Koordinator*innen aus Deutschland, Dänemark, Belgien, Finnland und den Niederlanden austauschen. Auch Paul Sterk persönlich ist anwesend, berät und ermutigt die engagierten Teilnehmenden. Leider ist er schon sehr krank und verstirbt noch im selben Jahr.
Mind-Spring-Kurse in Böblingen und Pforzheim/Enzkreis finden auch zu Beginn des Jahres 2020 noch weiterhin große Resonanz - bis das Corona-Virus die Kapazitäten der beteiligten Ämter völlig übernimmt und gleichzeitig besonders Geflüchtete stark belastet.
Der Kursbetrieb im Landkreis Böblingen und Pforzheim/Enzkreis wird vorerst ausgesetzt, die strukturelle Arbeit geht jedoch weiter: zusammen mit dem Ostalbkreis stellen die drei Landkreise gemeinsam einen Förderantrag, um Mind-Spring in Deutschland weiter aufzubauen, auszuweiten und zu verstetigen.
ab 2021: Das Projekt Mind-Spring
Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes Baden-Württemberg und die Stiftung für Gesundheitliche Prävention geben eine Förderzusage auf insgesamt 4 Jahre (Details dazu oben).
Im Enzkreis nimmt die Kreisübergreifende Koordinationsstelle ab April 2021 ihre Arbeit unter Pandemiebedingungen auf - und Mind-Spring passt sich an die Lage an: Schulungen werden hybrid organisiert, Kurse können dank Schnelltests und Hygienekonzepten ohne Ansteckungsketten stattfinden.
Neben den drei Projektlandkreisen findet das Programm auch Wurzeln in anderen Teilen Baden-Württembergs. In 2019 hatten auch Kolleg*innen aus den Kreisen Reutlingen und Tübingen an Schulungen und Fachtag teilgenommen. Sie starten jetzt als Koordinator*innen Kurse vor Ort.
Die Treffen als ‚Community of Practice‘ schaffen dazu eine gemeinsame Basis. Landkreis- und ämterübegreifend vernetzen sich Anwender*innen der geförderten und assoziierten Landkreise, tauschen Erfahrungen aus, teilen ihr Wissen und ihre Ideen zur Weiterentwicklung des Programms.